3
Einleitung
Die Region Trentino-Südtirol ist, mit mehr als 1580 Arten, die Region mit der reichsten
Flechtenflora Italiens (Nimis, 2016, Nimis & Martellos, 2016). Grund dafür ist die Vielfalt an
Substraten, das Klima und die Geomorphologie. Die wichtigsten Studien verdanken wir Ferdinand
Arnold (1828-1901), der viele Gebiete in Südtirol erforscht hat. Seine Erhebungen veröffentlichte er
in der bekannten Serie ‘Lichenologische Ausflüge in Tyrol’ (1868-1897). Die Beiträge von Arnold
und jene anderer Autoren, wie z.B. von E. Kernstock (Lichenologische Beiträge; 1890-1896),
finden sich in der Flora von Dalla Torre & Sarnthein (1902).
In der ersten Hälfte des 20. Jhs. haben P. Bolzon und M. Cengia Sambo viele neue Arten für die
Region publiziert (Nimis, 1993). Deutsche Autoren entdeckten in den folgenden Jahren zahlreiche
interessante Arten. Eine wichtige Arbeit legte Buschardt (1979) über die inneralpinen Täler vor,
wobei er sich besonders auf den Vinschgau konzentrierte. Die neueren Kenntnisse zur Flechtenflora
beziehen sich vor allem auf Schutzgebiete wie den Naturpark Schlern-Rosengarten (Nascimbene,
2008) und den Naturpark Sextner Dolomiten (Nascimbene et al., 2006).
Für die Wald-Ökosysteme ist die artenreiche epiphytische Flechtenflora sehr wichtig.
Zahlreichen dieser Arten droht das Aussterben (Nascimbene et al. 2013). Nach der
Veröffentlichung einer ersten Checkliste der epiphytischen Flechten von Südtirol (Nascimbene et
al., 2007), begannen 2011 die Untersuchungen zu den Auswirkungen klimatischer Faktoren und
zum Einfluss der Bewirtschaftungsweise auf die Verbreitung der Flechten in Südtirol.
Dieser Schlüssel sollte Studenten, Technikern und allen Interessierten das Erkennen der
Großflechten in Südtirol erleichtern und die Forschung wie die Vermittlung fördern. Der
Kurzführer beschränkt sich auf die Makroflechten, da ihre Bestimmung allgemein ohne
Spezialausrüstung möglich ist. Für jede Art werden neben Informationen zur Ökologie und
Verbreitung auch morphologisch- anatomische und chemische Merkmale angeführt. Sie
unterstützen die Überprüfung des Bestimmungsergebnisses.
Der Schlüssel wurde im Rahmen des Projekts ‘Biodiversità, biomonitoraggio e conservazione
dei licheni epifiti negli ambienti forestali della provincia di Bolzano’ ausgearbeitet. Dieses Projekt
wurde durch die Abteilung Bildungsförderung, Universität und Forschung der Autonomen Provinz
Bozen-Südtirol finanziert und vom Naturmuseum Südtirol (Bozen) in Zusammenarbeit mit der
Universität Triest (Dip. di Scienze della Vita) sowie dem Amt für Forstplanung (Abt.
Forstwirtschaft, Provinz Bozen-Südtirol) durchgeführt. Die Nomenklatur folgt Nimis (2016).