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herzförmigem Blatt und an der Spitze öffnet sich nur eine, ziemlich große,
zauberhaft schön gestaltete sternförmige Blüte, die weiß ist wie Schnee und bei
strahlender Sonne süß duftet.“ Derart poetisch beschrieb Ferdinand Seidl im
Jahr 1918 in dem kleinen Büchlein „Pflanzenwelt unserer Alpen“ das Sumpf-
Herzblatt.
Die Grundblätter sind herzförmig und langstielig. Es besitzt nur eine
Stammblüte, die ungestielt ist und einen herzförmigen Boden hat. Die Blüten
sitzen einzeln auf der Stängelspitze. Die Blütenhülle ist zwittrig und fünfzählig.
Die Kronblätter sind rund- eiförmig und weiß, vor diesen befinden sich fünf
fransige Nektarschuppen mit rundlichen Drüsen.
Im Allgemeinen ist es in den Alpen verbreitet, wächst jedoch auch von Nordafrika über ganz Europa bis Sibirien. In
Slowenien findet man es auf Feuchtwiesen und Sümpfen vom Tiefland bis zum Hochgebirge.
Den lateinischen Namen hat das Herzblatt nach dem Wohnsitz der Musen, nach dem Berg Parnass (2459 m) erhalten.
Bevor sich die Linné Doppelbenennung von Pflanzenarten durchgesetzt hat, wurde das Herzblatt Gramen Parnassi –
Gras des Parnass genannt. Es sind nicht viele slowenischen Volksnamen vorhanden. Seidel nannte es Srčnica, wobei
man ferner die Ausdrücke Enoperka, Gospojšnica und Šmarnica findet.
Über das Sumpf-Herzblatt, das Buch „Cvetje v jeseni“ von Tavčar, schrieb Darinka Soban im Jahr 1992 in Proteus.
„Der weiße Stern des Gewands Christi“, der auf der Brust von Meta leuchtete, bestand aus den wachsweißen Blüten des
Sumpf-Herzblattes. In der bekannten Fernsehserie drückt Meta jedoch eine blassviolette Herbstzeitlose an die Brust!
Obwohl Ivan Tavčar klar festhielt:
„In der Nähe blühte etwas weiß.“
Das Sumpf-Herzblatt ist nicht nur im ewigen Kreislauf der Natur, sondern auch symbolisch der Vorbote des Herbstes:
„Ich bin so wie es: jetzt vor dem Winter blüht es und was wird daraus? Die Blüte fällt ab und daraus wird gar nichts ...“
Physoplexis comosa
(L.) Schur - Schopfteufelskralle
„Die Schopfteufelskralle ist eine der prunkvollsten Pflanzen der Alpenflora.
Man rätselt vergeblich herum, wie aus lebendigem Felsen eine solche blühende
Schönheit treiben kann.“ fragt sich Tone Wraber im Werk von Luka Pintar
„Blumen in Slowenien“.
Die Schopfteufelskralle ist der Überrest der tertiären Pflanzenwelt, in den Alpen
kam sie noch vor der Eiszeit vor. In Slowenien wächst sie in Felsspalten in der
Montanstufe in den Julischen Alpen im Koritnica-Tal, an den Hängen des
Mangart, der Ruševa glava und Loška stena, im Tal der Možnica, im Bach Beli
potok unterhalb des Felsplateaus Kriški podi, in Vrata und unterhalb des Stenar.
Der einzige Standort in den Karawanken befindet sich jedoch im Tal des Baches
Belca unterhalb des Kepa.
Man findet sie in den Südlichen Kalkalpen vom Comer See in Italien bis zu den Julischen Alpen und den Westlichen
Karawanken, wobei sie im Norden ferner in Österreich, in Kärnten und in Tirol gedeiht.
Potentilla erecta
(L.) Raeusch. - Blutwurz
„Als die Muttergottes mit dem Kind Gottes nach Ägypten floh, wurde Jesus
sehr krank. Es geschah inmitten der Wüste und es war nirgendwo irgendein
Arzneimittel zu finden. In der bitteren Not pflückte die Mutter eine kleine
Blume und streckte sie dem Kind entgegen: „Kaue sie, damit es dir besser gehen
wird“, sagte sie. Und die Krankheit ließ wirklich nach. Da die Muttergottes
befahl diese Blume zu kauen, wird sie auch heute noch Marias Bissen genannt.“
Diese Legende ist in der reichen Schatzkammer der Volksüberlieferung erhalten
geblieben und besagt, wie die Blutwurz oder Marias Bissen (
Potentilla erecta
)
ihren Namen erhielt. Diese ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit 10 bis 40
cm hohen, niederliegenden, behaarten Stängeln, mit dreiteiligen Blättern und
gelben Blüten mit vier Kronblättern. Der Wurzelstock ist bis zu 3 cm stark, innen rot und enthält viele Gerbstoffe. Sie
wächst auf sauren Wiesen, Heiden, in Sümpfen und in den Wäldern in Eurasien.
In der Volksmedizin ist sie als Heilmittel bei Magen-Darm-Beschwerden bekannt. Sie wurde zum Gurgeln verwendet.
Wie diese einst geschätzt wurde, bezeugt auch der Name Wurzel der Jungfrau Maria. Einer der vielen Namen ist auch
Krvomočnica. Wenn man die Wurzel abschabt, tritt eine rote Farbe in Erscheinung und der Wurzelstock sieht blutig
aus.
Mancherorts wird sie auch Grižna Trava, Gnila Korenina und Krvavi Koren genannt. Sie hat nämlich einen kurzen
Wurzelstock:
„Die mittlere, stärkste Wurzel, sieht aus wie abgebissen, wobei die anderen Nebenwurzeln klein und dünn sind. Die
Hauptwurzel wurde angeblich vom Teufel abgebissen. Er tat dies, damit die Menschen sich nicht heilen konnten. Aber
sie wächst dennoch, da sich um die Hauptwurzel herum kleine Wurzeln bilden, damit die Blume nicht erstickt.“